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Etappe 7: Refugi Son Amer - Pollença

Das Smartphone weckt mich gegen 06:30 Uhr. Ich habe nicht wirklich gut geschlafen. Immer wieder bin ich schweißgebadet aufgewacht. Es liegt nicht an meinem Bett. Es liegt auch nicht an den kühl temparierten Raum. Seit Anfang der Reise habe ich schon gut mit dem Schnupfen zu tun gehabt. Ich denke, die vorletztes Nacht hat mich ausgehebelt. Zu wenig Essen, Schlaf & zu viel Kälte taten meinem Immunsystem nicht gut. Gerädert stehe ich auf und gehe mir die Zähne putzen. Im Spiegel sehen meine Augen leicht gläsern und mit Äderchen durchzogen aus. Ich torkel zurück zu meinem Zimmer und frühs ist es wirklich immer ganz schlimm, wenn man seine Füße das erste Mal am Tag bewegt. Die Sachen sind tatsächlich alle trocken geworden. Sogar meine schweißtriefenden Einlegesohlen. Als ich vom Duschraum zurück zu meinem Zimmer gehe, ist es immer noch still. Frühstück gibt es gegen 07:30 Uhr. Ich öffne die Tür und ein mief kommt mir entgegen, der seinesgleichen sucht. Ich habe die Fenster die Nacht über geschlossen gehalten, damit meine Sachen trocknen konnten. Auf Mallorca herrscht meist feuchtes Klima und da trocknet selbst im Sonnenlicht alles sehr schwer. Ich reiße die Fenster auf und hole meine Wanderstiefel rein, packe meine Sachen zusammen und ruhe mich noch für 5 Minuten im Bett aus. Dann gehe ich hinunter und mein guter Freund ist auch schon wach und hat mir den Frühstückstisch gedeckt. Minimal, aber ausreichend. Es gibt frischen Orangensaft & Wasser. Kaffee würde es auch gegeben, aber das lehne ich heute mal ab. Zudem gibt es leckere Kekse, Marmelade, Brotscheiben, Kochschinken & Käse. Als Nachtisch wie immer die Mandarinen. Ich verzehre fast alles und packe mir noch die restlichen Kekse in meine Tasche für die letzte Etappe. Ich wärme mich noch einmal am Kamin auf, den der Hauswart noch mal für mich angeheizt hat und begebe mich auf meine letzte Reise nach Pollença. Ich verabschiede mich bedankend für all den Service und wandere drauf los. Dabei fällt mir ab Lluc auf, wie extrem viele Richtungspfeiler und Hinweisschilder hier stehen. Gefühlt alle 50 Meter steht ein Schild mit der Aufschrift Pollença oder Lluc. Wenn man hier etwas sparen würde und am Anfang, also im Westen, etwas mehr an Richtungsweisern investieren könnte, wäre dies schon ein toller & wichtiger Schritt. Es geht ein letztes Mal den Gipfel hinauf (200-300Hm). Hier laufe ich durch ein riesiges Waldgebiet. Die Steine sind überzogen mit saftig, grünen Moos. Flechten überziehen die Felsen und die Sonne durchbricht die freien Räume. Es sieht so wunderschön aus. Ich genieße die letzte Etappe sehr. Die Blasen an den Füßen sind kaum noch zu spüren. Einzigst die Achillessehne merke ich noch. Es hat sich aber weder verbessert, noch verschlimmert. Ein moderater Schmerz, der, wenn man nicht allzu sehr an ihn denkt, kaum zu vernehmen ist. 

Von dem angekündigten Sturm spüre ich rein garnichts. Die Vorhersage scheint wirklich lokal begrenzt zu sein. Hier im Wald wütet weder ein Sturm, noch weht ein laues Lüftchen. Umso mehr freue ich mich bei diesem Wetter die letzte Etappe zu wandern zu können. Ich komme nach ca. 1 1/2 Stunden auf einem befestigten, asphaltierten Weg, der nach unten in ein breites Tal führt. Die Sonne scheint unnachgiebig und ich creme mich das erste Mal mit Sonnencreme ein. Wenn ich nach Deutschland zurückkehre, werde ich nicht sonderlich brauner im Gesicht sein, als noch vor dem Abflug nach Mallorca. Ich habe am Vorabend den Flug nach Berlin gebucht. Statt 30 Euro sind es jetzt 50 Euro. Aber selbst das finde ich noch sehr günstig. Irgendwie soll ja auch alles die Kosten decken. Das Hostel habe ich in gleichem Atemzug gebucht. Der Wanderweg führt jetzt relativ unspektakulär nach Pollença. Man fühlt sich aber leicht wie in den Vor-Alpen. Saftig grüne Wiesen, wo Kühe und Schafe grasen, und dahinter die Berge. Nach knapp 4-5 Stunden Wanderung erreiche ich Pollença. Das ist das erste Mal, dass ich diesen Wanderweg von Lluc bis hierher gegangen bin. Jetzt verstehe ich auch, dass viele von Pollença starten, da der Weg wirklich leicht anfängt. Es gibt zwar einen Anstieg, aber der ist wirklich sehr sanft, zieht sich aber dennoch in die Länge. Die Stadt selber ist schon sehr groß. Das merkt man auch, wenn man auf dem Marktplatz landet. Mir geht es gesundheitlich immer noch nicht besser und ich will irgendwie so schnell wie möglich nach Palma. Ich habe mir meine Ankunft hier mental pompöser vorgestellt, aber ich fühle mich zu angeschlagen, um große, innere Freudensprünge zu machen. Die Party fällt aus. Ich verpasse den Bus nach Palma um nur wenige Minuten und sehe ihn noch an mir vorbei ziehen. Für noch mehr Pech sorgt die nächste Abfahrtszeit. Ausgerechnet jetzt habe ich hier 2 1/2 Stunden zu warten, bis der Nächste kommt. Sonst liegt meist nur eine Stunde dazwischen. Es ist Mittag und ich habe außer den Keksen noch nichts gegessen. Da liegt es nahe, sich in ein Restaurant zu setzen und sich was zu gönnen. In der Stadt habe ich mir vorher im Souvenirladen Postkarten gekauft. Die wollen ja allesamt ausgefüllt und nach Deutschland entsendet werden. Es gibt den wohl leckersten Burger auf der Insel und dazu noch Saucen in Flaschen. Everything went better than expected! Nebenbei kloppen die Alten Karten, wie man es aus den Filmen kennt. Gegen 16:10 Uhr kommt mein Bus. Es geht Richtung Palma. Die Fahrt dauert ungefähr 1 1/2 Stunden, wovon ich die meiste Zeit einschlafe. Erst in Palma selbst wache ich wieder auf.

Immer wieder habe ich auf dem Weg Wegweiser nach Port Pollença wahrgenommen. Ich könnte sogar den Weg gehen, denn es sind nur 1 1/2 Stunden bis zum Hafen. Ich habe aber schon von einem Youtuber gesehen, dass der letzte Weg nicht der Schönste ist. Man geht wohl andauernd an der Hauptstraße entlang. Warum sollte ich mir sowas noch geben. Wer das aber unbedingt will, der kann das für den wirklich finalen Abschluss noch tun. Ich habe mein Ziel erreicht auf meiner Tour de Force auf der Ruta de Pedra en Sec GR 221.

Fazit für den Tag:  Saucen in handelsüblicher Flaschenverpackung. Wer hätte das Gedacht!

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