Tipp: Wer auf einen Gaskocher angwiesen ist, dem lege ich das Carrefour-Einkaufszentrum in der Nähe des Flughafens ans Herz. Hier befindet sich ein Decathlon, wo man sowohl Stech- als auch Drehgaskartuschen kaufen kann. Gerade für Diejenigen, die am Abend landen. In den kleinen Städten & Dörfern ist es fast unmöglich Gaskartuschen zu bekommen. Ich habe vorher schon viele Foren durchforstet und niemand konnte eine wirkliche Antwort zum Erwerb einer Gaskartusche liefern. Wer mehr Zeit hat, kann auch direkt in Palma suchen. Allen anderen lege ich das Carrefour ans Herz. Es spart Stress, Zeit und ist vom Flughafen innerhalb von 5-10 Minuten zu erreichen.
Nach meiner Landung auf Mallorca geht es als erstes auf die Toilette. Anstatt Wasser zu lassen, fülle ich welches in meinen 2-Liter-Camelbak. Das sollte sich später als nicht optimal herausstellen (siehe Tipp unten). Frisch aufgetankt gehe ich direkt in Richtung Bushaltestelle der Linie 1 (fährt im 15-20 Minuten-Takt). Diese Linie führt für 5€ nach Palma de Mallorca und noch weiter zum Hafen, wo die Kreuzfahrtschiffe anlegen und damit auch die Touristen. Dabei ist es egal wie weit man fährt. Der Preis liegt immer bei 5 Euro pro Fahrt. Ich meinerseits fahre bis zum Placa d'Espanya oder auch Estació Intermodal de Palma. Dieser Bahnhof für Bus & Zug ist der Knotenpunkt auf Mallorca. Hier fließt der größte Teil der Buslinien zusammen und geht auch gleichermaßen in alle Richtungen der Insel. Nach der 20-minütigen Fahrt komme ich bei meinem Zwischenziel an, dem Estació Intermodal. Von hier geht es weiter mit der Linie 102 von Palma nach Port d'Andratx, dem Anfangspunkt meiner Wanderung. Die Busfahrt ist super entspannt und ich genieße die 1 1/2 Stunden Fahrt, die mich nur 5,55€ kostet. (Aktueller Fahrplan inkl. Preise findest du hier: https://www.tib.org/de/web/ctm/autobus/linia/102)
Mal wieder erreiche ich den Hafen von Andratx im dunkeln. Es ist 20:30 Uhr und das erste was mir auffällt ist der starke Wind, der das letzte Mal so gut wie nicht vorhanden war. Die Tramuntana trifft hier auf das Festland und begrüßt mich mit kühlem & mäßigem Wind. Ich ziehe mir meine Fleecejacke von Sherpa an und bewege mich in Richtung Startpunkt des noch inoffiziellen Wanderweges des GR 221. Inofiziell deswegen, weil noch keine direkte Beschilderung vorhanden ist. Bis jetzt befindet sich nur ein selbstgebasteltes Schild mit Sant Elm am Anfang. Wer, wie ich, nicht sonderlich viel Erfahrungen beim wandern hat und das gerade bei Dunkelheit, dem ist es anzuraten nicht mehr allzuweit zu gehen und sein Lager irgendwo aufzuschlagen. Ein paar Stunden später ist es dann wieder hell und man hat auch eine wundervolle Aussicht auf Port d'Andratx und auf das Meer.
(Linkes Bild: Etappe 1 bis kurz vor Sant Elm / Rechts Bild: Von der Bushaltestelle Carrer des Saluet [Endstation Linie 102] bis zum Startpunkt des inoffiziellen GR 221) im Westen des Landes)
Ich lege mein Merino-Halstuch um und setze meine Stirnlampe auf, denn ab hier gibt es keine Straßenbeleuchtung mehr. Der Anfang ist schon relativ anspruchsvoll für den ersten Tag. Es geht steil bergauf und man quert dabei die Serpentinen der Straße. Der Weg ist gut einsehbar, breit und der Grip bestens. Es sieht so aus, als wenn hier Motocross oder BMX gefahren wird. Einige Stellen scheinen präpariert. Ich schlängel mich den Berg hinauf und spüre wie es wärmer wird. Der Wind hat nachgelassen, weil ich mich im Wald befinde. Es dringen nur noch einzelne Böen hindurch und die Nacht ist stellenweise sternklar. Kein allzu schlechter Start, wenn ich das mit anderen Weitwanderern vergleiche, die bei Regen oder sogar Gewitter gestartet sind. Noch gibt es nicht viele Weggabelungen, die Entscheidungsfindung benötigen. Ich komme an einigen Villen vorbei und weiß, dass ich auf den richtigen Weg bin. Seit ungefähr einer Stunde bin ich unterwegs und habe schon einiges an Höhenmetern zurückgelegt. Das sehe ich vor allen dann, wenn ich auf Port d'Andratx zurückblicke. Ab und an fliegt irgendwas an mir vorbei oder durch die Bäume. Damals hat mich so etwas erschreckt, aber man gewöhnt sich schnell daran, dass das eigene Leben in keinem Horrorfilm stattfindet. Ich habe die Hoffnung, in ein paar Stunden in Sant Elm zu sein. Doch das sollte sich nicht bestätigen. Irgendwann habe ich einen Hänger. Nicht konditionell, sondern navigatorisch. Ich komme an einer Stelle an, wo es für mich nicht weiter geht. Einen Funkmast an der rechten Seite passierend, gehe ich links weiter. Das für insgesamt 500 Meter bis ich zu einer großen Kehre komme. Ich gehe noch bis zu einer Bergmarkierung, die den höchsten Punkt des Berges markiert. Bis dahin weiß ich noch nicht, um welchen Berg es sich handelt. Ich habe nur noch den Funkturm in Erinnerung, da ich den mit meiner Freundin schon letztes Jahr passiert habe. Ich bin also richtig und irgendendwie bin ich es auch nicht.
Neo folgt damals in der Matrix-Trilogie dem "White Rabbit", dem weißen Hasen. Ich tue dies nicht, weil der Hase wie wildgeworden seine Haken schlägt. Anfangs noch ruhig, versuche ich irgendwo einen Weg nach Sant Elm herunter zu finden, denn nach dem Funkmast habe ich keine Ahnung mehr wie es damals weiter ging. Ich gehe zum höchsten Punkt und das mehrmals. Ich sehe sogar das nächste Etappenziel unter mir, aber keinen Weg, der dorthin führt. Gefühlt seit einer Stunde gehe ich hin und her, gehe einen Weg, den ich vorher so nicht gegangen bin und habe Hoffnung, dass es weiter geht. Ich stelle auf einmal fest, dass der Wind aus der gleichen Richtung kommt, was er eigentlich nicht tun sollte. Ich erkenne einige signifikante Merkmale in der Natur wieder, die ich vorher schon gesehen habe. Seien es Steinmännchen am Wegesrand oder spezielle, große Steine auf dem Weg. Ich bin im Kreis gelaufen. Jetzt verzweifel ich doch langsam und das gleich am Anfang. Ich habe im wahrsten Sinne die Schnauze voll und hole meine Karte raus. Ich weiß ungefähr wo ich bin, selbst ohne Kreuzpeilung mit dem Kompass. Die ist sowieso bei Dunkelheit unmöglich oder maximal unpräzise. Ich finde auf der Karte zwei Funkmasten. Es kann aber für mich nur dieser Eine sein. Um wirklich sicher zu gehen, nutze ich die moderne Technik und hole mein Smartphone heraus, um meinen Standort zu peilen. Mein Verdacht hat sich bestätigt und ich befinde mich genau da, wo ich mich jetzt auch tatsächlich befinde. Nur nicht da wo ich eigentlich hätte sein sollen. Der Weg, urpsrünglich vom Funkmast gegangen, knickt irgendwann rechts in ein leicht bewaldetes Stück hinein. Ich gehe also die Hälfte vom Weg zum Funkmast zurück und sehe immer wieder Steinhäufchen. Es sind zu viele davon und ich gehe davon aus, dass sich hier Leute echt den Spaß gemacht haben mit den an sich lebenswichtigen Steinen, die aufeinander gestapelt sind. Tatsächlich komme ich an zwei Haufen vorbei, die sehr markant aussehen und auf einem steht tatsächlich Sant Elm geschrieben. Ich denke, dass ich nicht richtig gucke, da ich den Weg hier schon vorher passiert hatte, aber keine weiteren Hinweise auf den Weg gefunden habe und dann wieder umgekehrt bin. Laut Karte bin ich hier aber richtig. Ich gehe nur einige Meter weiter bis ich an den Rand einer Klippe komme. Mit meiner Stirnlampe nach unten leuchtend, erkenne ich einen gut ausgetretenen Pfad, der nach rechts führt. Bingo! Das ist der richtige Weg. Nur finde ich auch hier im Dunkeln keine richtige Stelle, die dort herunter führt. Nach einigem Metern sehe ich eine für mich geeignete Stelle, die ich mit Händen & Füßen herunter kraxeln kann. Es geht ungefähr 10 Meter steil hinunter. Unten angekommen führt der offizielle Weg natürlich auch weiter nach links und zeigt mir den offiziellen Abstieg. Natürlich lasse ich mir das nicht nehmen und erkenne die Schlüsselstelle. Meiner Erinnerung kommt wieder hoch und ich erkenne die spirituelle Stelle, wo eine Art Schrein in eine Art Steinhöhle eingebaut ist. Mit Maria-Figur und kleinen Mitbringseln von anderen Wanderern. Genau die Stelle habe ich letztes Mal fotografiert, konnte sie aber nicht mehr auf meine aktuelle Wanderung einordnen. Meine Freundin & Ich sind dort nämlich am frühen Morgen, also bei Tageslicht, entlang gekommen. Kurz nach dem wir von unserer ersten Nacht im Zelt aufbrachen. Nun endlich bin ich auf den richtigen Weg (Pas Vermell) und die Uhr zeigt 00:30 Uhr an. Ich wäre schon längst in Sant Elm, denke ich mir und gehe den Weg bergab, erkenne die abfallenden Wände zu meiner Rechten und erinnere mich schlagartig an eine Biwak-Stelle, die dort sporadisch aufgebaut wurde (wahrscheinlich von Wanderern). Ich brauche jetzt unbedingt Schlaf. Nach dem ganzen, unnötigen Stress hole ich die Isomatte, den Biwak- und Schlafsack heraus. Das alles geht ziemlich schnell von der Hand. Im Rucksack befindet sich noch ein Vollkorn-Baguette, was ich den Tag im Supermarkt in Berlin gekauft habe, beiße ein paar Mal ab, trinke noch etwas Wasser, putze meine Zähne und lege mich hin. Es ist noch leicht windig, aber gut geschützt durch den Überhang.
Tipp: Das Wasser aus dem Waschbeckenhahn der Toilette ist nicht wirklich genießbar. Es ist trinkbar. Mehr auch nicht, denn es schmeckt stark nach Chlor. Besorgt euch also noch richtiges Trinkwasser. Man stirbt natürlich nicht von dem bisschen Chlor im Wasser, aber schmecken tut es auch nicht. Auf meiner Tour bis kurz vor Sant Elm befinden sich meines Wissens nach auch keine Quellen. Die einzige Quelle nennt sich Supermercat oder Mercat.
Fazit für den Tag: Folge lieber den Steinmännchen anstatt weißen Häschen.
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