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Lords of the Brocken - Die Gefährten (2)

Christian ergeht es weitaus beschissener. Er konnte kaum schlafen und braucht am Morgen zwanzig Minuten, um  auf Betriebstemperatur zu kommen. Beim Aufstieg nach oben sieht es nicht  gut aus. Alles grau in grau und der Brockengipfel ist in Wolken gehüllt. Der Sturm nimmt je Höhenmeter an Kraft zu. So sehr, dass wir gewungen sind uns dagegen zu stämmen. Wir passieren die Gleise der Schmalspurbahn, machen ein paar Fotos von der schroffen Natur, die sichtlich von Sturm & Schnee gekennzeichnet ist. Der Gipfel vom Brocken ist noch nicht in Sicht. Tatsächlich öffnen sich ein paar Sekunden später die grauen, tief hängenden Wolken und man sieht die Brockenspitze samt Turm. Wir erreichen den Gipfel in nur 30 Minuten und sind leicht enttäuscht. Wir haben gehofft, dass wir länger unterwegs sein werden. Hier gibt es ein Restaurant, wo man sich aufwärmen und mit Essen stärken kann. Doch wir nutzen den Orkan ordentlich aus und kämpfen mit voller Kraft gegen ihn an, sowie man es aus dem Fernsehen kennt. Das ist so eine Gaudi! Wir haben Glück, dass wir nur 10 Minuten warten brauchen, bis Das Restaurant offiziell öffnet. Es gibt Schnitzel mit leckerer Jägersauce, Pommes und ein frisches Radler. Das Radler sprudelt nach dem öffnen über. Was eine Sauerei. Grund hierfür ist, dasses wohl draußen gelagert worden ist. In der Flasche schwimmt ein Eisklotz herum. Ich schnappe mir das nächste Bier, um endlich zünftig zu trinken. Mei tut des guad!

Aufgegessen. Fertig gemacht. Zähne geputzt. Stempel ins Gipfelbuch pressen lassen und uns von einem selbstgefälligen Kioskverkäufer den Weg erklären lassen. als wäre er Lord Kacke höchstpersönlich. Wir verlassen das Restaurant mit Wanderstöcken bewaffnet. Kaum bewegt man sich aus dem Windschatten des Gebäudes, wird man vom angreifenden Orkan mit 150 km/h nahezu umgeworfen, wenn man nicht aufpasst. Ich bin von dieser Naturkraft so fasziniert, dass mir nur Worte wie Geil, Geil, Geil einfallen. Die Sonne lässt sich blicken und wir haben eine wunderbare Weitsicht. Vor Antritt der Reisen haben wir und das So nicht vorgestellt und erfreuen uns immer mehr des Lebens. Wie fröhliche Wandersleut sind wir locker den Gipfel herunter. Wohl zu lockern, denn wir haben mit einigen Rutsch-Attacken zu kämpfen. Wir sehen die Schmalspurbahn, wie sie durch die weiße Winterlandschaft fährt, fangen Schneeballschlachten mit Wanderern an. So schreiten wir den Wanderweg Stück für Stück herunter, bis der Schnee spürbar weniger wird und die Bäche sich verbreitern.

In Schierke angekommen verpassen wir den verdammten Bus, der nach Wernigerode fährt, um satte 3 Minuten. Christian schlägt vor zu trampen oder alternativ mit der Brockenbahn zu fahren. Wir gehen auf den Schock ins Restaurant, wo Christian vier Zündkerzen Schierker Feuerstein holt. Es geht weiter Richtung Niederung. Dabei kommen wir an einer kleinen Rodelbahn vorbei, bei der es Bockwurst gibt. Unsere Erwartungen werden mehr als übertroffen, denn normalerweise bekommt man ein labbriges Toast. Nicht hier! Es wird nicht nur getoastet! NEIN! Es ist mit einem Branding, wahlweise Sonne oder Smiley, versehen. Gestärkt brechen wir zum Bahnhof auf und warten dort über eine Stunde, bis 17:03 die HSB (Harzer Schmalspurbahn) kommt. Um die Zeit zu überbrücken gehen wir wieder in eine warme Gaststätte. Für Christian gibt es Alster und für mich eine warme Waffel mit Vanilleeis, Sahne & Nusscrokant. Sau Lecker! Christian hat einen deftigen Apfelstrudel verspeist. un denn.

Wir steigen in die Harzer Schmalspurbahn ein und fahren nach Hause. Die Waggons sind super. Ausgestattet mit weichen Sitzpolstern und einer Toilette, durch dessen Mündung man direkt das Gleis sehen kann. Man kann durch die offenen Verbindung zwischen den Waggons hindurchgehen und ist so eine Weile an der frischen, zugigen Luft, was Spaß macht. In Wernigerode angekommen, verläuft unsere Fahrt zurück nach Seehausen unspektakulär und liegen entspannt in unseren Sitzen. Christian stopft seinen Handschuh. Ich schließe die Augen, schlafe ein und sabbere wie ein Schoßhund. Es war ein durchaus kurzes, aber sehr schönes, abenteuerreiches Wochenende! Wir haben tolle Leute kennen gelernt & Erfahrungen gesammelt, die man so schnell nicht wieder vergisst. Also Christian, wenn du das ließt, ich hoffe auf die nächste Tour, ob zu Fuß oder mit Kajak. Wir schaukeln das Ding!

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